Pressemitteilung am 31. Januar 2021

Klimagerechtigkeitsaktivist*innen besetzen Bäume in Gersthofen

Sperrfrist Montag (1.2.2021) 6:00 Uhr

[ Diese Pressemitteilung gab nicht das Klimacamp, sondern eine Gruppe unabhängiger Aktivist*innen heraus. Sie findet sich auf dieser Seite wegen der thematischen Relevanz der Bequemlichkeit halber trotzdem. ]

Am morgigen Montag (1.2.2021) werden ab 6:00 Uhr in der Früh Klimagerechtigkeitsaktivist*innen verschiedener Initiativen die Bäume in Gersthofen, die im Zuge der Bauarbeiten am Parkplatz Schubertstraße/Tiefenbacherstraße gefällt werden sollen, besetzen, um so die Fällung zu verhindern.

„Die Stadt täuschte im Vorfeld ganz bewusst ihre Bürger*innen mit einer irreführenden Fotomontage“, erklärt Mathematiker Ingo Blechschmidt (32), der an der Aktion beteiligt ist. Blechschmidt bezieht sich damit auf einen Hinweis einer Gersthofer Bürgerin in der AZ [1]. „Natürlich gibt es durchaus einige wenige sinnvolle Gründe, Bäume zu fällen. Wir haben aber kein Vertrauen in die Stadt, dass sie die Baumfällungen mit der nötigen Ernsthaftigkeit prüfte und sorgfältig Alternativen abwog.“

„Dass Bäume immer noch von unseren Regierungen kontinuierlich geringschätzt werden, fügt sich leider in ein immer präsentes Muster ein“, konstatiert Blechschmidts Mitstreiterin Ute Grathwohl (47). „Alle Politiker*innen behaupten fortwährend, Klimaschutz ernst zu nehmen und das Engagement der Jugend wertzuschätzen, aber trotzdem ergreifen sie nicht dringend nötige Klimagerechtigkeitsmaßnahmen. Dabei würden diese Maßnahmen sogar unabhängig von der Klimakrise unser aller Lebensqualität erhöhen und gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich steuern.“

Die Aktivist*innen fordern, dass die Stadt ein wissenschaftliches und unabhängiges Gutachten vorlegt, das die Notwendigkeit der Baumfällungen nachweist und sich bei ihren Bürger*innen für ihre Täuschung förmlich entschuldigt und künftig dem Schutz unserer Lebensgrundlagen einen höheren Stellenwert beimisst.

[1] https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Wie-viele-Baeume-fallen-fuer-den-Gersthofer-Gymnasium-Neubau-id58985446.html

Hinweis

Es kann kurzfristig zu Änderungen im Ablauf kommen.

Ergänzung am 1.2.2021: Partielle Gegendarstellung und Bilanz zur heutigen Baumbesetzung in Gersthofen

  1. Verantwortlich für das Baumdesaster ist nicht die Stadt Gersthofen, sondern der Landkreis. Das stellten wir in der vorherigen Pressemitteilung zur Aktion falsch dar. „Der Fehler war zu oberflächlicher Recherche geschuldet und tut uns leid“, so Ingo Blechschmidt (32). „Wir schätzen diesbezüglich Bürgermeister Michael Wörle, der auf uns zu kam und mit dem ein vertrauensvolles Gespräch möglich war.“

  2. Die in Aussicht gestellten Baumneupflanzungen werden erst in vielen Jahren vergleichbar viel CO₂ binden können wie der aktuelle Baumbestand. „Doch der eigentliche Skandal liegt darin, dass der Landkreis das neue Schulgebäude nicht in klimaneutraler Bauweise errichtet (Passivhausstandard), sondern im veralteten KfW 55“, so Grathwohl. „Durch das Bauverhaben trägt der Landkreis also aktiv zur Erdaufheizung bei. Dabei sollte der Landkreis doch in Sachen Klimagerechtigkeit eine Vorbildrolle einnehmen!“

  3. Anwohner*innen im Rentenalter schlossen sich unserem Protest an. Dabei stellte sich heraus, dass die Rechtslage zur Fällung keineswegs gesichert war. „Einem Anwohner wurde zuvor zugesichert, dass ohne Fakten zu schaffen das Verwaltungsgericht angerufen werden könne und die Fällung bis mindestens Mittwoch ausgesetzt werden würde“, erklärt Klimagerechtigkeitsaktivistin Ute Grathwohl (47). Diese Zusage wurde trotz permanenter Hinweise gebrochen. Dem Anwohner wurde unverständlicherweise ein Bußgeld in Aussicht gestellt.

  4. Durch die Baumbesetzung konnten heute die Fällarbeiten weitgehend verhindert werden. Nach etwa einer Stunde wurden sie für den Tag vorzeitig beendet.

Fotos und Videos zur freien Verwendung (Urheberin Ute Grathwohl)

https://www.speicherleck.de/iblech/stuff/gersthofen-2021-02-01/

Hinweis

Bei Interesse stellen wir gerne den Kontakt zum Anwohner, der die Zusage der Fällungsaussetzung hatte, her.