Pressemitteilung vom Augsburger Klimacamp am 17.5.2022

Klimacamp Augsburg: Klimacamp Augsburg: Oberbürgermeisterin Weber stellt sich bei Zukunftspreisverleihung in den Mittelpunkt

„Ich, ich, ich“, 24 Mal „Ich“. Das war der Grundton von Eva Webers Rede zur Verleihung des Zukunftspreises an das Klimacamp Augsburg. Was sie sich eigentlich zur Aufgabe gemacht hatte: eine Laudatio zu halten, das heißt eine „im Rahmen eines Festakts gehaltene feierliche Rede, in der jemandes Leistungen und Verdienste gewürdigt werden“ (Duden). „An diesem Abend sollte es um ausgezeichnetes Engagement in der Stadt gehen“, so Janika Pondorf (17) vom Klimacamp. „Wir sind enttäuscht, dass Oberbürgermeisterin Weber die Laudatio an sich riss, um ihre persönliche Meinung gegenüber dem Klimacamp erneut an unpassender Stelle Ausdruck zu verleihen.“ Wäre Frau Weber nicht diesen Sonderweg bei einem der ausgezeichneten Projekte gegangen, hätte die Presse ausgeglichen über alle sechs berichten können, so Pondorf. „Wir bitten Mitglieder der Jury, uns die ursprüngliche Preisrede zukommen zu lassen – wir hätten uns darüber gefreut zu hören, warum wir geehrt wurden. Kommt dazu auch gerne ins Camp!“, ergänzt Franziska Pux (27). Vorgesehen war eigentlich, dass in Form von Eva Webers Stadtratskollege Peter Rauscher (GRÜNE) ein Jurymitglied den Preis an das Klimacamp verleihen sollte.

Auf Eva Webers Ergänzung des Preises um die Komponente, mit ihr „an einem gemeinsamen Tisch Platz zu nehmen“, gehen die Aktivist*innen ein: „Frau Weber hat seit 22 Monaten ein laufendes Gesprächsangebot von uns, dem sie täglich nachkommen könnte.“ Andere Politiker*innen, sowohl Stadträt*innen vieler Parteien als auch Bundestagsabgeordnete wie Claudia Roth, Ulrike Bahr und Volker Ullrich, waren dagegen schon im ersten Campjahr zu Diskussionsrunden im Camp. „Jedenfalls freuen wir uns über das Gesprächsangebot und nehmen es gerne an. Die Tagesordnung können wir gemeinsam ausarbeiten. Dabei sollten wir versuchen, eine sozial gerechte Augsburger Antwort auf die Klimakatastrophe zu finden. Kompromisse kann es dabei in Einzelfragen natürlich geben, geleitet von einem Konsens über die Notwendigkeit auch umfassender Veränderungen – das gebietet schon die Vorsorgepflicht für kommende Generationen gemäß §20a Grundgesetz und Artikel 141 der Bayerischen Verfassung“, fügt Julius Natrup (35) hinzu.

„Unser Versammlungsthema Klimagerechtigkeit geht über eindimensionalen Klimaschutz weit hinaus, da es die soziale Komponente in den Vordergrund stellt“, so Pondorf. Damit bezieht sich die 17-jährige Holbeinerin darauf, dass sowohl global gesehen als auch auf kommunaler Ebene ärmere Menschen von der Klimakrise am Meisten betroffen sind, obwohl sie am Wenigsten zu ihr beitragen. „Das ist ungerecht! Unsere Lösungsvorschlage haben daher den Gerechtigkeitsaspekt immer fest im Auge – etwa, wenn wir von der Bundesregierung fordern, Lebensmittelrettung aus Supermarktmülltonnen zu legalisieren und stattdessen unternehmerische Lebensmittelverschwendung zu kriminalisieren. Oder in Augsburg ein sicheres Radwegenetz zu etablieren – denn von dem aktuellen Flickenteppich unserer Radwege sind ärmere Leute ohne Auto besonders betroffen.“