Pressemitteilung von Fridays for Future Augsburg am 25. Januar 2021

Augsburger Klimagerechtigkeitsaktivist nimmt ÖDP-Angebot zur Aufstellung als parteiloser Direktkandidat bei der Bundestagswahl an

[ Diese Pressemitteilung gab nicht das Klimacamp, sondern FFF Augsburg heraus. Sie findet sich auf dieser Seite wegen der thematischen Relevanz der Bequemlichkeit halber trotzdem. ]

Der seit Beginn von Fridays for Future aktive Augsburger Klimagerechtigkeitsaktivist Alexander Mai (24) stellt sich bei der kommenden Bundestagswahl als parteiloser Direktkandidat für den Wahlkreis Augsburg-Stadt auf. Diese Möglichkeit bietet ihm die ÖDP Augsburg, die ihren Platz der Klimagerechtigkeitsbewegung zur Verfügung stellt. Das ungewöhnliche an der Kandidatur ist, dass Mai weder ÖDP-Mitglied ist noch sonst einer Partei angehört oder beitreten wird. „Ich hatte nie und habe nicht das Ziel, Parteipolitiker zu werden. Wir Aktivist*innen prangern parteiübergreifend Missstände in der Politik an“, bekräftigt der parteilose Klimagerechtigkeitsaktivist und Mathematikstudent Alex Mai.

Klimacamper Ingo Blechschmidt (32) freut sich sehr: „Die ÖDP Augsburg tat sich bei uns immer wieder besonders als Partei hervor, indem sie schon lange Aktivismus und Bürger*innenbeteiligung in Augsburg unterstützte. Wir möchten den Augsburger*innen mit Alex‘ Kandidatur die Möglichkeit geben, eine authentische und unvoreingenommene Person mit der Repräsentation Augsburgs zu beauftragen. Davon abgesehen ist unser übergeordnetes Ziel für die Bundestagswahl, dass alle antretenden demokratischen Parteien unabhängig von ihrer Einordnung im politischen Spektrum die Einhaltung des demokratisch beschlossenen Pariser Klimaabkommens durch sozial gerechte Maßnahmen in ihren Grundsätzen verankern. Die Bundestagswahl wird Klimawahl!“

Nahezu alle deutschen Politiker*innen betonen, wie wichtig ihnen Klimaschutz sei und wie sehr sie das Engagement der Jugend schätzten. „Trotzdem zeigt Deutschland bis heute gar keine Verantwortung beim Klima und trägt weiter dazu bei, eine lebenswerte Zukunft unerreichbar werden zu lassen. Stattdessen sollten wir wieder eine Vorreiterrolle einnehmen“, prangert Schülerin Janika Pondorf (16) an. „Unsere Regierung spielt damit mit unser aller Zukunft!“ Um die Politik dazu zu bewegen, Klimagerechtigkeit so ernst zu nehmen, dass Deutschland das demokratisch beschlossene Pariser Klimaabkommen doch noch einhält, versuchten Augsburgs Klimagerechtigkeitsaktivist*innen schon Vieles: zum Beispiel Gespräche mit Politiker*innen, Bürger*innenbegehren, Demonstrationen, Müllsammeln, Vorträge, Workshops, Diskussionsrunden, dauerhafte Klimacamps oder liebevollen zivilen Ungehorsam.

„Doch das alles brachte uns vor allem leere Versprechen ein“, so Pondorf weiter. „Und wenn doch mal von Klimaschutz die Rede ist, dann oft auf Verantwortung von Privatpersonen und ohne Beachtung sozialer Belange“, ergänzt Mai. „Für uns ist Klimagerechtigkeit aber untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. Wir sind etwa strikt dagegen, Benzinpreise ohne sozialen Ausgleich zu erhöhen“. Das benachteilige nur ärmere Menschen, die sowieso schon stärker von der Klimakrise betroffen sind und zugleich weniger zu ihr beitragen. „Wir setzen stattdessen unter anderem auf beachtlichen Ausbau und Vergünstigung von Bus und Tram, sodass alle Menschen komfortabel und zukunftstauglich von A nach B kommen können.“ Als Nebenwirkung würde das die Innenstädte sogar noch lebenswerter und gemütlicher machen, Unorte wie aktuell die Karlstraße würde es nach einer Mobilitätswende nicht mehr geben. Menschen, die wirklich auf ihr Auto angewiesen sind, hätten endlich freie Straßen. „Und Arbeitsplätze wären für die Zukunft gesichert. Unsere Wirtschaft könnte durch die zahlreichen Strukturveränderungen regelrecht aufblühen.“

Mai folgt mit seiner Kandidatur auch dem andauernden Verlangen von Bürger*innen, die in Gesprächen oft betonen: „Ihr solltet in die Politik gehen!“. Dabei ist für die Aktivist*innen klar, dass das nicht ihre eigentliche Aufgabe ist. „Spätestens wenn es Konflikte bei finanziellen Interessen gibt, braucht die Politik Druck aus der Gesellschaft“, erklärt Mai. Pondorf führt aus: „Dafür sind wir da. Die regelrechte Explosion an bundesweitem Aktivismus begreifen wir aber auch als Wunsch der breiten Bevölkerung, dass unbefangene, frische und engagierte Menschen unsere Politik gestalten.“

Mai: „Wenn ich gewählt werden sollte, werde ich meine ganze Energie in meine Verantwortung als Abgeordneter stecken. Nebentätigkeiten wird es bei mir keine geben – und das sollten wir auch von anderen Abgeordneten erwarten“. „Durch meinen Hintergrund als Augsburger Stadtkind einer russischen Bauern- und Arbeiterfamilie, Mitarbeit in meiner Jugend im Flüchtlingshelferkreis Pfersee, als ehrenamtlicher Rettungsschwimmer und Sanitäter in der DLRG, bis heute seit mehr als zehn Jahren als führende Rolle in der freien Sportgruppe Parkour-Augsburg und als Mathematikstudent liegen mir auch Themen wie Bildung, Digitalisierung, Sport und Erholung, ehrenamtlicher Einsatz, Integration, Transparenz und Teilhabe als Betroffener am Herzen.“

Blechschmidt freut sich nicht nur auf die Wahl, sondern auch auf den Wahlkampf: „Alex wird bei Podiumsdiskussionen die Erwartungen an die anderen Kandidat*innen deutlich erhöhen. Augsburg wird erleben, wie viel mehr möglich ist!“

Hinweis

Das von Fridays for Future Augsburg initiierte Klimacamp steht seit nun mehr als 200 Tagen durchgehend neben dem Rathaus. Dort können alle Interessierten mit Klimagerechtigkeitsaktivist*innen ins Gespräch kommen. Mai ist dort immer donnerstags von 12 bis 20 Uhr und auch an vielen anderen Tagen.